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Die Liebe zum Schrott und andere Leidenschaften

ein Film von Bernhard Wutka und Thomas Doberitzsch

Regie, Dramaturgie: Bernhard Wutka
Kamera, Schnitt: Thomas Doberitzsch
Ton: Nancy Brandt, Frank Breest, Daniel Ott
Produktionsleitung: Nancy Brandt
Produktion: 3 Kamele Film

BRD 2003, 80 min, Video, Farbe

 

gefördert mit Mitteln des Bund-Länder-Förderprogrammes „Stadtteile mit besonderem Entwick- lungsbedarf – die soziale Stadt“, unterstützt durch PROVIDEO GmbH Leipzig und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Soziale Stadt - Leipziger Osten PROVIDEO HTWK Leipzig


Bisherige Aufführungen:

Kommunales Kino Leipzig
Cineding Leipzig
UT Connewitz Leipzig
Kino 3001 Hamburg
Clubkino Siegmar Chemnitz
Wurzen
Ausstellung „Fotografie und Film –
Mediale Wahrnehmung von Stadträumen“, Dortmund
Hannover
LUX Kino Halle
La Bim Halle
Werkstattkino München
Brotfabrik Berlin
Kino Mon Ami Weimar
Schrottplatz „Bodo Wachtel“, Leipzig
Kino der Jugend, Leipzig



Festivalteilnahmen:

Guangzhou International Documentary Film Festival, China, 2008


Mögliche Vorführformate:

Betacam SP, DVCPro, MiniDV, DVD, S-VHS, VHS


Fernsehausstrahlungen:

ZDF-Dokukanal 2008, 2009



Über den Film

12 Jahre nach der Wende. Hat das goldene Zeitalter im Osten angefangen? Viele sind gen Westen gezogen. Von denen, die geblieben sind, haben einige ihr Glück gemacht, viele jedoch auch nicht. Diese Trennung findet meist auch in den Städten statt. So sind es dann ganz bestimmte Stadtteile, in denen sich die Verstoßenen der Wende und der Gesellschaft zurückgezogen haben. In den Städten haben sie den Ruf der Problemstadtteile, in denen sich Arbeitlosigkeit, Kriminalität und Rechtsradikalität breit machen. Stadtteile, die von der Öffentlichkeit gerne gemieden oder verleugnet werden. Es seien die Viertel der Billigläden, der An- und Verkäufe und einem großen Anteil an ausländischen Bewohnern. Doch kann man diese Viertel so pauschalisieren? Haben nicht gerade diese Viertel auch die Chancen auf einen besseren alternativen Neuanfang? Kann sich nicht gerade in so einem Viertel, in dem die Mieten billig sind, es häufig die größten Grünflächen gibt und unterschiedlichste Nationalitäten auf engstem Raum zusammenleben, eine neue Kultur, eine bessere soziale Gesellschaft entwickelten? Es gibt gute und schlechte Beispiele dafür. In den westlichen Bundesländern gibt es diese Gebiete aus anderen historischen Hintergründen, doch die Situation ist überall ähnlich.

Regisseur Bernhard Wutka, der jede Woche zwischen Leipzig und Hamburg unterwegs ist, kennt diese Thematik gut. Als das Bund-Länder-Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Die soziale Stadt“ im Leipziger Raum dem Stadtteil Leipzig-Ost Fördergelder bewilligte, wurde er auf dieses Viertel aufmerksam. Zusammen mit dem Kameramann Thomas Doberitzsch machte er sich selbst ein Bild über diesen verrufenen Teil Leipzigs. Entstanden ist eine Sammlung von Bildern, Eindrücken und Lebensgeschichten, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die mit den Vorurteilen ein wenig aufräumen. Wutka malt das Bild eines städtischen Lebensraumes, in dem sich Menschen aus den unterschiedlichsten Motiven eingerichtet haben und die sich im Geiste der Philosophie des „Leben- und Lebenlassens“ miteinander nun arrangieren müssen: Da gibt es den Besitzer eines indischen Lokals, der im Dachgeschoss seines Hauses einen Sikh-Tempel eingerichtet hat. Da gibt es den Altmetallhändler, der sich wie ein „guter Hirte“ der versprengten Individuen annimmt, die mit Schrottsammeln ihr Leben fristen. Da gibt es den Physikprofessor aus München, der ein altes Haus gekauft und in ein Galerie-Hotel verwandelt hat, das Anziehungspunkt für Künstler aus ganz Deutschland geworden ist. Da gibt es eine orientalische Bar, in der die Luft von dem süßen Geruch der Wasserpfeifen und den leidenschaftlichen politischen Diskussionen der Exilanten erfüllt ist. Da gibt es den Chef eines winzigen Reisebüros, der mit Galgenhumor und sarkastischer Courage gegen seine ungünstige Geschäftsentwicklung ankämpft. Nicht zu vergessen: die Bürgerinitiativen und Vereine und die „ganz normalen“ Bewohner des Viertels, die sich gegen die Diskriminierung ihres Stadtteils verwehren. Bernhard Wutka und Thomas Doberitzsch urteilen nicht, sie beobachten nur. Nach dem 80minütigen Film kann der Zuschauer seine eigene Schlüsse ziehen, denn natürlich ist dieser nie zu Ende. Er wird sich sowohl in den Köpfen der Zuschauer als auch in der Realität auf eigene Art und Weise fortsetzen.


Über den Regisseur

Der Regisseur, 1944 in Göttingen geboren, studierte Psychologie, Soziologie und Philosophie in Göttingen und München und später Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Nach seiner Promotion nahm er Lehraufträge an der Hochschule für Kunst und Musik in Bremen wahr. Seit 1990 arbeitet er als dramaturgischer Berater und Co-Autor für verschiedenen Kino- und Fernsehfilmproduktionen, unter anderem für „Bunte Hunde“ (1995), „Landgang für Ringo“ (1996), „Das Gelbe vom Ei“ (1999), „Kanak Attack“ (2000) unter der Regie von Lars Becker. Seit 2002 ist er Professor an der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur Leipzig (FH). „Die Liebe zum Schrott und andere Leidenschaften“ ist sein zweiter Dokumentarfilm, der sich mit einem Stadtteilmilieu beschäftigt. So entstand schon 1992 unter seiner Regie der Dokumentarfilm „Am Strand von Poble Nou“, der ein Stadtviertel in Barcelona, welches kurz vor dem Abriß steht, unter die Lupe nimmt.
Bernhard Wutka ist 2021 gestorben.


Presse

Leipziger Volkszeitung vom 9. Dezember 2002:
„Ihr 80-minütiger Dokfilm ist eine Liebeserklärung an Leipzigs Osten...“ >>  vollständige Kritik
 >> [vollständige Kritik im Internet Archive]

PLAYER das Kinomagazin für Leipzig, Januar 2003:
„...der Film ist nah dran an den verschiedenen Lebensrealitäten. Was den Osten ausmacht, wird begreifbar anhand der Menschen, die dort wohnen...“ >>  vollständige Kritik
 >> [vollständige Kritik im Internet Archive]

Leipziger Volkszeitung vom 16. Januar 2003:
„ ‚Die Liebe zum Schrott...‘ ist eine Sammlung von Impressionen und Lebensgeschichten, aus einem Alltag zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die nicht so recht beginnen will.“
 >>  vollständige Kritik [im Internet Archive]

epd medien Nr. 13 vom 19. Februar 2003:
„Der Atem, die interessierte Spannung entsteht durch die Geschichten der Leute aus dem Quartier.“ >> vollständige Kritik

die tageszeitung vom 26. Februar 2003 (Ausgabe Hamburg):
„...Porträt eines Quartiers, das jenseits von Ost-West-Klischees seltsam vertraut erscheint.“ >> vollständige Kritik
 >> [vollständige Kritik im Internet Archive]

Junge Welt vom 29. März 2005:
„Der Sachse als solcher ist nicht unterzukriegen, und wieder einmal wird klar, daß noch die finsterste Ecke in Leipzig sympathischer ist als...“ >>  vollständige Kritik [im Internet Archive]

die tageszeitung vom 25. März 2005 (Ausgabe Berlin):
„...ein älterer Schrottsammler mit Alkoholproblemen, der das deutsche Sozialfürsorgesystem überschwänglich lobt. So was sieht man selten.“ >>  vollständige Kritik
 >> [vollständige Kritik im Internet Archive]


Hintergründe

Ausgangpunkt für diesen Dokumentarfilm ist die schon vorhandene 52minütige Dokumentation „Ansichten Leipzig-Ost“. Diese entstand im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogrammes „Soziale Stadt“ und sollte das Gebiet Leipzig-Ost porträtieren bzw. die Verbesserungen und positiven Aspekte des Stadtteils aufzeigen. Der Film, der am 9. November im Jugendzentrum „Rabet“ Premiere hatte, wurde von den ca. 200 Zuschauern sehr positiv aufgenommen. Es folgten 2 weitere ausverkaufte Vorstellungen durch die AG Kommunales Kino Leipzig e.V. im Filmkunsthaus „die naTo“. >> Kommentar in der Leipziger Volkszeitung
Der 80minütige Dokumentarfilm „Die Liebe zum Schrott und andere Leidenschaften“ hat einige Charaktere der Dokumentation weiterbegleitet, stellt jedoch auch neue interessante „Gesellen“ des Viertels vor.

Filmbilder

Filmausschnitt



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